Glück im Job muss kein Vogerl sein!

Birgit Neuruhrer Wohlbefinden

Ein neues Jahr hat begonnen und wie bereits erwähnt, ist unser Gehirn zwar keine Glücksmaschine, aber es ist plastisch! Daher haben wir die Möglichkeit, bewusst gestalterisch tätig zu werden, denn unser Denken und unser Tun hinterlässt einen Fußabdruck in unserem Gehirn. In jeder Sekunde unseres Lebens verknüpfen sich dort Neuronen zu neuen Netzwerken. Je öfter wir die gleichen Gedanken denken und ein gewisses Verhalten an den Tag legen, desto stärker werden diese Verbindungen.

Was das heißt? Ganz einfach: Es zahlt sich aus, auf den Fokus seiner Aufmerksamkeit zu achten, denn dieser bestimmt nicht nur über unser aktuelles Empfinden, sondern schafft physisch im Gehirn jene Autobahnen (neuronale Verknüpfungen), die auch in Zukunft bevorzugt eingeschlagen werden. Wollen wir also erreichen, dass das Glück kein Vogerl ist, dann zahlt es sich aus, unsere Aufmerksamkeit auf jene Dinge zu lenken, die uns glücklich machen. Dadurch schaffen wir in unserem Gehirn regelrechte Glückstrampelpfade, bei regelmäßiger Nutzung sogar richtige Glücksautobahnen! Wenn das nicht verlockend klingt?!

Was die “Dinge” sind, die glücklich machen?

Zweifelsohne ist das individuell und alleine mit den vielfältigen Definitionen von Glück könnte man Seiten füllen. Aber lassen Sie mich gleich zum Punkt kommen. Was wirklich spannend ist, es gibt einen eigenen Wissenschaftszweig, der sich damit beschäftigt, was das Wohlbefinden und Aufblühen von Menschen stärkt und fördert: die Positive Psychologie.

Als ich diese “Glückswissenschaft” entdeckt habe fand ich das Thema so spannend, dass ich es gleich ganz genau wissen wollte. Daher habe ich bei der Austrian Positive Psychology eine Ausbildung in Positiver Psychologie absolviert. Im Jahr 2016 hatte ich dann sogar das Vergnügen bei einem Kongress der International Positive Psychology Association den Begründer dieses Wissenschaftszweiges, Dr. Seligman, persönlich kennenzulernen.

Daher bin ich nun natürlich dazu verleitet Romane zu schreiben. Aber wie heißt es so schön? In der Kürze liegt die Würze. Daher nun kurz & knapp die fünf Faktoren der Positiven Psychologie für mehr Wohlbefinden. Auf Englisch und Deutsch, denn die Abkürzung für diese fünf Säulen lautet in der einschlägig kundigen Welt “PERMA”.

Positive Emotions = Positive Emotionen

“Na no na net” könnte man jetzt natürlich sagen – aber es ist wissenschaftlich belegt! Frau Prof. Fredrickson, Professorin für Psychologie an der Universität von North Carolina, hat sich intensiv mit dem Einfluss positiver Emotionen auf unser Wohlbefinden befasst und zehn Emotionen herausgearbeitet, die einen maßgeblich positiven Einfluss darauf haben: Freude, Dankbarkeit, Heiterkeit, Interesse, Hoffnung, Stolz, Vergnügen, Inspiration, Ehrfurcht und Liebe.

Engagement

Klingt etwas abstrakt und es gibt auch keine wirklich gute deutsche Übersetzung dafür. Im Grunde verbergen sich hinter diesem Überbegriff gleich zwei Dinge: Stärkeneinsatz und Flowerlebnis. Seine persönlichen Stärken einzusetzen und auszuleben ist ein wichtiger Bestandteil eines erfüllten Lebens. Es ist wissenschaftlich sogar belegt, dass eine hohe Korrelation zwischen “positivem Erleben am Arbeitsplatz” und Stärkeneinsatz besteht. Das heißt, je mehr persönliche Stärken im Job eingesetzt werden können, desto höher ist die Zufriedenheit. Ab dem Zeitpunkt von vier oder mehr Stärken, die im täglichen Tun eingebracht werden können, wird die Arbeit sogar mit Berufung gleichgesetzt. Außerdem wird der sagenumwobene Flow-Zustand höchster und zugleich müheloser Leistungsfähigkeit besonders leicht durch den Einsatz seiner Stärken erreicht.

Relationships = Beziehungen

Wir sind und bleiben Herdentiere. Das hat sich auch in der Glücksforschung bestätigt. Positiv gestaltete Beziehungen zu unseren Mitmenschen – ob in der Familie, im Freundeskreis oder eben auch am Arbeitsplatz – tragen wesentlich zu unserem Wohlbefinden bei. Warum das so ist? Unter anderem weil unser Umfeld einen ganz wesentlichen Einfluss auf unser Empfinden hat! Im Gehirn gibt es dazu ein sehr interessantes System, genannt die “Spiegelneuronen”. Dieses wurde ganz zufällig bei einer Studie mit Makaken (Rizzolatti, 1992) entdeckt.

Eigentlich sollte erforscht werden, welche Gehirnareale beim Affen aktiv sind, wenn dieser nach einer Nuss greift. Wie es in der Forschung und im Leben aber manchmal so ist, kam es anders als geplant. Die sensationelle Entdeckung war, dass beim Affen die gleichen Gehirnareale aktiv werden, egal ob er selbst zur Nuss greift oder nur den Versuchsleiter dabei beobachtet wie dieser zu einer Nuss greift. Auf uns Menschen übertragen – ja auch wir sind stolze Besitzer von Spiegelneuronen – heißt das, wenn wir einen uns nahestehenden Menschen beobachten und in “Resonanz” gehen, entsteht in unserem Gehirn nur durch das Zusehen ein ähnliches Aktivitätsmuster, als wenn wir es von uns aus tun, fühlen oder denken. Unser Gehirn spiegelt sozusagen die Emotionen unsere Gegenübers und wir empfinden diese ebenso.

Meaning = Sinn

Ein starkes subjektives Sinnerleben korreliert ebenfalls hoch mit Wohlbefinden. Was genau allerdings Sinn für jemanden bedeutet, ist höchst individuell. Die Aussage von Dr. Seligmann dazu ist: “Einen Lebenssinn zu haben bedeutet, dass du Teil von etwas bist und dem dienst, von dem du glaubst, dass es größer ist, als du selbst. Es könnte so klein sein, wie eine eigene Familie, oder so groß, wie eine politische Partei oder Gott. Wichtig dabei ist nur, dass du involviert bist in Aktivitäten, die dem dienen, von dem du glaubst, dass es über dir steht”. Darüber kann man jetzt gerne philosophieren oder sich auf seine persönliche Entdeckungsreise nach dem Sinn begeben. Ich kann nur sagen, diesen Blog zu schreiben und Menschen zu inspirieren, empfinde ich als sehr sinnvoll.

Accomplishments = Erfolge

Große oder kleine Erfolge, das macht keinen Unterschied. Wichtig für unser Wohlbefinden und Glücklichsein ist allerdings, dass wir unsere Erfolge bewusst wahrnehmen und erkennen, was wir eigentlich alles so den ganzen Tag schaffen. Das fängt bei Kleinigkeiten wie dem Zähneputzen an, geht weiter mit oftmals unbemerkten Mini-Erfolgen im Alltag, bis hin zum Erreichen von richtigen Mammut-Zielen. Was es auch ist, es braucht Aufmerksamkeit, sonst verpassen wir, wie toll unser Leben ist. Und wie viele Erfolgserlebnisse wir pro Tag verbuchen können.

Wie PERMA im Job-Alltag umsetzbar ist?

Dazu finden Sie sicher viele Möglichkeiten, wenn Sie darüber nachdenken. Um ohne Umschweife gleich heute damit zu beginnen, mehr Wohlbefinden im Arbeitsalltag zu haben, ohne abhängig von einem Vogelbesuch zu sein, fünf Tipps:

  1. Lenken Sie Ihre Aufmerksamkeit bewusst auf Positive Emotionen

    Wie wäre es zum Beispiel mit Dankbarkeit? Diese Emotion kann sicher jeder von uns mit Leichtigkeit öfters bewusst in seinen Arbeitsalltag einbauen und damit nicht nur sich selbst, sondern auch andere glücklicher machen.

  2. Setzen Sie Ihre Stärken ein

    Überlegen Sie sich, was Ihre Stärken sind und wie Sie diese so oft es geht einsetzen können. Wenn Sie Führungskraft sind, fördern Sie Mitarbeiter*innen in ihren Stärken. Diese werden dadurch nicht nur Glanzleistungen erbringen, sondern sich dabei auch Spitze fühlen.

  3. Bauen Sie wertschätzende Beziehungen zu Ihren Arbeitskollegen auf

    Eine achtsame Kommunikation ist dabei sicherlich ein Schlüsselbegriff: aktives, nicht wertendes “empfangen” auf der einen Seite und konstruktives “senden” auf der anderen Seite.

  4. Falls Sie noch nicht wissen, was für Sie Sinn bedeutet: Gehen Sie auf Entdeckungsreise.

    Wie? Beginnen Sie z.B. bei der Frage, was Ihnen Freude bereitet, dadurch kommen Sie dem Thema Sinn schon etwas näher. Alternativ: diesen Punkt vertagen, denn in meinem nächsten Blog-Eintrag folgen Impulse dazu.

  5. Feiern Sie Erfolge!

    Gemeinsam im Team macht es doppelt so viel Spaß, aber auch ein positiver Tagesrückblick Zuhause auf der Couch kurbelt Ihr Wohlbefinden an.

Last but not least: Vergessen Sie die Spiegelneuronen nicht!

Ihre Emotionen schwappen auf andere über und umgekehrt. Im positiven wie im negativen Sinne. Wenn Sie also mehr Wohlbefinden möchten, dann machen Sie doch einfach den ersten Schritt und fragen Sie sich: Wie kann ich PERMA bei meinen Kollegen, Kunden oder Partnern fördern? Das stärkt nicht nur Ihre (Geschäfts-) Beziehungen, sondern es kommt zu Ihnen zurück!

Jetzt die Aufwärtsspirale des Wohlbefindens starten!

Legen Sie Gedankenkompetenz an den Tag und lenken Sie den Strahl Ihrer Aufmerksamkeit ganz bewusst auf die 5 Faktoren des Wohlbefindens. Vergessen Sie nicht, wie Ihr Gehirn tickt und was die pure Biologie des Denkens für Folgen auf Ihr Wohlbefinden hat.

Ich möchte mit einem Zitat aus meiner Gedankenwelt schließen, da ich diese Erkenntnis für sehr wichtig erachte und sie mich selbst dazu ermuntert, meinen persönlichen Glückskreislauf immer wieder auf’s Neue zu entfachen:

Jeder glückliche Gedanke und jedes glückliche Erleben im HEUTE führt zu einem glücklicheren Gehirn und damit zu einem MORGEN mit noch viel mehr Glückspotenzial!

Birgit Neuruhrer